Die GZK fragt nach

Ralf Moeller

Schauspieler

Ralf Moeller macht sich in einer neuen Kampagne des WEISSEN RINGS für das Thema Männer als Gewaltopfer stark. Für ein Videoshooting traf der WEISSE RING Ralf Moeller im Fitnessstudio GYM 80 in Recklinghausen. Hier trainierte der Hollywood-Star, der heute in L.A. lebt, schon in seiner Jugend. Heute geht er zum Trainieren ins GYM 80, wenn er seine Eltern in seine Heimatstadt besucht.

WR: Ralf, wir sind hier heute in deinem alten Fitnessstudio. Hast du heute schon trainiert?

Ralf: Ja, ich habe heute schon mal ein bisschen was gemacht, so eine dreiviertel Stunde. Aber ich trainiere eigentlich jeden Tag, auch wenn ich unterwegs bin.

WR: Ist es nicht etwas schwierig auf Reisen zu trainieren?

Ralf: Nein, überhaupt nicht. In den Hotels, in denen man absteigt, gibt es heutzutage überall Fitnessstudios, oder Räder oder Laufbänder. Man kann also überall was machen.

WR: Wie häufig bist du noch hier in Recklinghausen?

Ralf: Recklinghausen ist meine Heimat. Meine Eltern leben hier. Sie sind gerade aus der Kurzzeitpflege gekommen. Mein Vater hat sich im Januar einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. Der Mann ist 88 Jahre alt. Er hat es aber gut überstanden. Ja, und meine Eltern sind heute zurückgekommen. Da musste ich jetzt noch einiges organisieren. Aber für den WEISSEN RING nimmt man sich natürlich die Zeit.

WR: Das freut uns sehr. Du engagierst dich als promiente Person oft sozial. Warum machst du das?

Ralf: Ja, ich bin jetzt seit rund 28 Jahren im Geschäft von Film, Fernsehen und Werbung. Da will man auch etwas zurückgeben. Ich habe mich zum Beispiel bei Dolphin Aid engagiert. Die Organisation ermöglicht Kindern, die in irgendeiner Form behindert sind, eine Delfin-Therapie. Dann ging es los mit dem Projekt Starke Typen vor circa 11 Jahren. Ein Projekt mit der damaligen Familienministerien Ursula von der Leyen. Da sind wir damals an Hauptschulen gegangen, um Jugendliche und Unternehmer zusammenzubringen. Wir haben die Jugendlichen darauf aufmerksam gemacht, dass nicht jeder Schauspieler oder Fußballer werden kann. Es ist nicht verkehrt, einen vernünftigen Beruf zu ergreifen. Damit hat man immer wieder was im Rücken und kann auf etwas Handfestes zurückgreifen.
Bei Starke Typen haben wir Arbeitgebern gezeigt, dass Hauptschüler was drauf haben. Viele haben dadurch einen Praktikumsplatz bekommen oder eine Lehrstelle. Wir konnten Vorurteile abbauen. Das fand ich richtig gut.

WR: Für die Kampagne des WEISSEN RINGS machst du auf das Thema Männer als Gewaltopfer aufmerksam. Hast du selbst in deinem Bekanntenkreis einmal erlebt, dass ein Mann Gewaltopfer geworden ist?

Ralf: Gewalt passiert ja tagtäglich – und oft im öffentlichen Raum wie Haltestellen oder Bahnhöfen. Männer, egal ob jung oder alt, erleben Gewalt und Brutalität. Oft glauben sie - und andere auch - , dass sie ja starke Kerle sind und sowas einfachwegstecken müssen. Dass sie so eine Gewalterfahrung selbst bewältigen müssen. Das ist aber nicht so.

WR: Warum engagierst du dich für den WEISSEN RING und das Thema?

Ralf: Ich will denjenigen, die Gewalt erlebt haben, Mut machen. Dass sie aus sich rauskommen und sagen: Stopp! Ich bin zwar auch stark und groß, und auch alt genug. Aber ich kann mich nicht immer wehren. Was will man machen, wenn zum Beispiel eine Gruppen von Tätern auf eine Person einschlägt? Viele können oder wollen dann auch nicht mit Gewalt reagieren und zurückschlagen.

WR: Was ist dein Rat an Männer, die Gewalt erlebt haben?

Ralf: Man ist ja geschockt nach so einer Erfahrung. Und dann braucht man
jemanden. Meistens kommt es ja auch erst nach ein paar Tagen, nach dem
Gewaltakt, das man überlegt und sagt: Verdammt, was ist da überhaupt mit mir passiert? Und das kocht Innen drinnen. Oder man hat Ängste. Dann ist es wichtig, Stellen wie den WEISSEN RING zu kennen, die helfen können. Es ist dann ok zu sagen: Ja, ich brauche Hilfe. Da ist ganz, ganz wichtig. Sonst macht man sich innerlich kaputt. Man muss mit jemanden reden und alles raus lassen.

WR: Was kann man tun, um Gewalt zu verhindern?

Ralf: Gewalt ist leider alltäglich. Wir können sie nicht verhindern. Aber wir können dazu aufrufen, dass wenn wir sie beobachten oder wenn jemand Gewalt erfährt, wenn jemand bedroht wird, dass man Zivilcourage zeigt, raus geht und spricht. Aus diesen Gründen ist der WEISSE RING ja gegründet worden vor über 40 Jahren und das gilt heute noch genauso.

Helmut Krauss

Schauspieler und Synchronsprecher

Frage 1: Warum haben Sie gerade das Motto "Zivilcourage ist Menschenschutz" gewählt?

Alle reden von Umweltschutz, Naturschutz, Tierschutz. Wo bleibt der Menschenschutz?

Frage 2: Sie arbeiten als Schauspieler, Kabarettist, Synchronsprecher und Synchronregisseur häufig in Berlin. Haben Sie selbst schon einmal eine brenzlige Situation erlebt, wo Ihre Zivilcourage gefragt war und wurden Sie selbst schon einmal bedroht?

Davon blieb ich bis jetzt verschont. Vielleicht strahle ich auch so eine natürlich Autortät aus, dass mir das bis jetzt nicht passiert ist. Aber man muss immer auf alles gefasst sein.

Frage 3: Was sollte jeder Einzelne tun, um jungen Menschen, für die Sie ja in der ZDF-Serie "Löwenzahn" vor der Kamera stehen, Zivilcourage zu vermitteln?

Den jungen Menschen klar machen, das richtige Mass zu finden, und sich nicht in Gefahr zu bringen.  "Löwenzahn" ist ja eine Sendung, die an die Vernunft aller appelliert. Wir haben in der Sendung immer mal wieder Gelegenheit, zu zeigen, wie man brenzlige Situationen meistern kann.

Dr. Vanessa Zahn

Asklepios Harzklinik Goslar

Frage 1: Frau Zahn,warum zeigen Sie "Gesicht" für die Goslarer Zivilcouragekampagne?

Ich zeige Gesicht für die Goslarer Zivilcouragekampagne, da es meines Erachtens nach wichtig ist, den Mitmenschen ins Bewusstsein zu rücken, dass Zivilcourage jederzeit für Jedermann wichtig sein kann. Und vor allem, um  auch bewusst zu machen, dass Zivilcourage viele verschiedene Bereiche des Lebens betreffen kann. Unabhängig von Alter, Geschlecht, Hautfarbe und Religion.

Frage 2: Wie bedeutsam ist das Thema häusliche Gewalt für Ärztinnen und Ärzte?

Ärztinnen und Ärzte werden regelmäßig mit den Folgen häuslicher Gewalt konfrontiert. Meist steht zunächst im Vordergrund, körperliche Verletzungen zu adäquat behandeln. In der Folge rückt jedoch auch immer mehr die seelische Belastung der Opfer in den Mittelpunkt, die es genauso konsequent und angemessen zu behandeln gilt. An diesem Punkt ist ein         funktionierendes Netzwerk unverzichtbar, um optimale Hilfe bieten zu können.

Frage 3: Die Pressekonferenz und die Plakatübergabe an Sie wurde auch von vielen Kolleginnen und Mitarbeiterinnen der ASKLEPIOS Harzklinik verfolgt. Welche Resonanzen gibt es im dienstlichen und privaten Umfeld auf ihr Engagement?

Die Resonanz war doch beeindruckend groß und durchweg positiv. Viele Kollegen und Bekannte sind mir mit Neugier begegnet und wollten gern mehr über die Kampagne wissen. Ich würde sagen Etappenziel erreicht...

Erich Marks

Geschäftsführer Deutscher Präventionstag

Frage 1: Was bedeutet Zivilcourage für Sie?

Zivilcourage bedeutet Bürgermut. Zivilcourage ist der Mut des Bürgers, sich für sein persönliches und öffentliches Umfeld zu interessieren und aktiv einzubringen, insbesondere auch dann, wenn Mitbürger in Not oder Gefahr sind und Unterstützung und Hilfe benötigen. Zivilcourage bedeutet für mich auch, mutig für meine mitmenschlichen Überzeugungen und Werte im unmittelbaren Familien-, Freundes-, Nachbarn- und Kollegenkreis einzustehen, auch wenn ich damit nicht immer deren Mehrheitsmeinung entspreche.
Zivilcourage bedeutet für mich nichts „Fertiges“; das Bemühen um Empathie, um ein „Hineinfühlen“ in andere Menschen, ist eine Haltungsfrage und eine permanente Fortentwicklungs-Baustelle für jeden Einzelnen, jede kleinere Gruppe und auch die Gesellschaft im Ganzen.

Frage 2: Sie sind Geschäftsführer des Deutschen Präventionstages. Sind Ihnen ähnliche Kampagnen/Projekte wie die GZK außerhalb Deutschlands bekannt?

In dieser spezifischen Art und Weise kenne ich nur die GZK. Es gibt allerdings viele Kampagnen und Projekte, national wie auch international, mit ähnlichen Zielen und Ansätzen im breiten Arbeitsfeld von Zivilcourage, bürgerschaftlichem Engagement und Kriminalprävention.
Zu bedenken ist, das Zivilcourage stets nur im jeweiligen sprachlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontext gesehen und gefördert werden kann. Zivilcourage bedeutet etwas anderes und hat sehr unterschiedliche Facetten, wenn man Sie beispielsweise in verschiedenen Regionen der Welt verstehen und fördern möchte. So äußert sich zivilcouragiertes Verhalten in Goslar oder München sicherlich deutlich anders in Bogotá, Neu-Delhi oder in Kairo.

Frage 3: In der Bevölkerung weicht couragiertes Eingreifen, Hilfsbereitschaft und die Anteilnahme an den Mitmenschen der Kultur des Wegschauens.
Wie könnte man Ihrer Meinung nach das ändern und die Bürger zum aktiv werden aufmerksam machen?

Zunächst kann meines Erachtens nicht so eindeutig davon gesprochen werden, dass „Hilfsbereitschaft und die Anteilnahme an den Mitmenschen der Kultur des Wegschauens“ weicht. Ja, in der Tat, in nicht wenigen Alltagssituationen verschiedenster Art fehlt es immer wieder an zivilcouragierter Hilfe und Unterstützung.
Auch kennen wir beispielsweise den sogenannten „non-helping-bystander-effect“, eine Art Beobachterhaltung und unterlassener Hilfeleistung, wenn mehrere Menschen eine Gefahrensituation beobachten und sich selbst nicht als „zuständig“ empfinden.
Ich bin eher zuversichtlich, dass die persönlichen und gesellschaftlichen Fortentwicklungen hier in einer positiven Weise laufen. Die gemeinsame und geteilte Aufmerksamkeit und Empathie zwischen Menschen, insbesondere gegenüber Einzelnen oder kleineren Gruppen in akuter Bedrängnis, werden bereits durch stabile zwischenmenschliche Beziehungen und gute Rahmenbedingungen gefördert. Eine stetige Thematisierung in den Medien, insbesondere mit Beispielen wie es sein sollte und könnte, ist allerdings ebenso wünschenswert.

Fadi Saad

Buchautor

Frage 1: Welche Bedeutung hat für dich Zivilcourage?

Unter Zivilcourage verstehe ich zu helfen, ohne zu fragen, was habe ich davon. Ich darf für meinen Einsatz keine Gegenleistung erwarten. Zivilcourage ist eine Ehrensache und JEDE/R sollte sich auch die Frage stellen „Was kann ich tun?“ Wir dürfen nicht zulassen, dass wir immer mehr zu einer Gesellschaft des Wegschauens bleiben.

Frage 2: Dein Slogan mit dem du für Zivilcourage wirbst lautet
„Verstecke dich nicht, zeige Gesicht!“

Warum engagierst du dich bei dieser bundesweiten Kampagne? 2008 habe ich ein mein erstes Buch veröffentlicht, um all meine Erfahrungen und Erlebnisse mit Euch zu teilen. Ich habe schon ein erlebnisreiches Leben gehabt und dies hilft mir heute bei meiner Arbeit mit Jugendlichen. Mein Leben habe ich in diesem Buch auch deshalb aufgeschrieben, weil ich zeigen will, dass es sich lohnt, niemals aufzugeben. Nicht sich selbst - und im Übrigen auch nicht andere! Ich plädiere für gegenseitige Anerkennung, Respekt, Toleranz und Wertschätzung.

Frage 3: Musstest du schon einmal Zivilcourage zeigen?

Oh ja, ich konnte mal beobachten wie ein Mann einem Mädchen hinterher rannte. Sie schrie um Hilfe und versuchte vergeblich dem Mann zu entkommen. Als der Mann sie einholte und an den Haaren packte, hatte ich sie nun eingeholt und konnte den Mann von ihr wegreisen. Aber dabei blieb es leider nicht. Ich drückte den Mann zu Boden und schlug auf ihn ein. Ich machte mich damit selber strafbar und brachte mich in Gefahr. Heute weiß ich, dass ich vor allem den Notruf 110 wähle und mich nicht in Gefahr bringe.

Bibiana Steinhaus

FIFA-Schiedsrichterin

Frage 1: Was bedeutet Zivilcourage für Sie?

„Im sportlichen Sinn: Fair Play. Der Fair Play Gedanke geht für mich weit über die bloße Einhaltung von Regeln hinaus. Fair Play bezeichnet eine innere Haltung sich und anderen gegenüber.“

Frage 2: Sie sind mit dem Slogan „Rote Karte für Gewalt“

Kampagnenteilnehmerin der GZK. Mussten Sie schon einmal jemanden bildlich gesehen die rote Karte im Zusammenhang mit Zivilcourage zeigen?
„Musste ich noch nicht und ich hoffe ich muss es auch zukünftig nicht. Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich und muss mit all seinen Entscheidungen und Handlungen eigenverantwortlich umgehen. Ich finde es sehr wichtig, jeden Tag guten Gewissens in den Spiegel schauen zu können.“

Frage 3: Sport und insbesondere Fußball ist in Deutschland ein Thema, das „Groß“ und „Klein“ fasziniert. Besonders Kinder und Jugendliche entdecken hier ihre Vorbilder. Wie schätzen Sie das Verhältnis von Zivilcourage und Fußball ein? Wie kann man das Thema Zivilcourage und Sport ihrer Meinung nach zusammenführen?

„Vorbild zu sein bedeutet große Verantwortung. Kinder und Jugendliche orientieren sich. Jeder sollte seine Ideale leben und vorleben. Nicht nur 90 Minuten, sondern auch über den Anpfiff hinaus.“

Uwe Hück

Betriebsratsvorsitzender Porsche AG

Frage 1: Welche Bedeutung hat für dich der Sport im Hinblick auf Zivilcourage?

„Im Sport lernt man, dass man niemanden zurücklassen darf und dass wir alle ein Rückgrat haben und aufrecht durchs Leben gehen können. Im Sport lernt man auch, nicht wegzulaufen und Fairness und Re-spekt gegenüber den anderen zu zeigen. Man lernt auch, den anderen nicht zu unterdrücken – auch wenn er schwächer ist. Sondern man lernt im Sport, dass man aus Schwachen Starke machen muss.

Frage 2: Bist du schon einmal in eine Situation geraten, in der du Zivilcourage zeigen musstet? Wenn ja, wie hast du reagiert und wie hast du dich dabei gefühlt?

„Ich habe schon oft erlebt, dass ältere Menschen respektlos behandelt werden oder dass Menschen wegen ihrer Herkunft angegangen und beleidigt werden. Ich habe oft erlebt, dass Stärkere auf Schwächere losgehen. Das macht mich zornig. Wenn ich sehe, dass Ungerechtigkeiten passieren, dann kann ich zur Naturgewalt werden. Dann stelle ich mich vor die Schwachen. Wenn ich mich für andere einsetze, fühle ich mich bestärkt, genauso weiterzumachen. Es lohnt sich, sich für das Gute einzusetzen. Zivilcourage bedeutet für mich, Gesicht zu zeigen und nicht wegzuschauen.“ Es gibt leider immer noch zu viele Menschen in unserer Gesellschaft, die wegschauen, anstatt in Notsituationen zu helfen.

Frage 3: Hast du Ideen, wie wir die Bedeutung des Themas Zivilcourage den Menschen bewusster machen können und damit zugleich den Opfern eine Hand zu reichen?

„Allen muss bewusst sein: Jeder kann in eine Situation geraten, in der er Hilfe braucht. Jeder muss wissen, dass er älter wird und es wird auch immer einen geben, der stärker ist. Das Böse kann man nur verdrängen, indem man dafür sorgt, dass sich das Gute vermehrt. Ein Leben ohne Gewissen ist auf Dauer kein Leben und gute Taten stärken das Gewissen. “

Mirko Slomka

ehem. Trainer Hannover 96

Frage 1: Welche Bedeutung hat für dich der Sport im Hinblick auf Zivilcourage?

„Der Sport, und besonders natürlich der Fußball, ist mein Beruf und zudem meine liebste Freizeitbeschäftigung. Leider gibt es auch im Sport gelegentlich Diskriminierungen gegenüber Menschen anderer Hautfarbe, Herkunft oder Religion. Ich halte es für wichtig, aktiv Zeichen zu setzen und eben Zivilcourage zu zeigen. Ein-schreiten und klar Position beziehen, keinen Raum für Diskriminierungen geben, das ist für ein gutes, harmonisches Mit-einander in unserer Gesellschaft von ho-her Bedeutung."

Frage 2: Dein Slogan mit dem du für Zivilcourage wirbst lautet „Zivilcourage ist das Maß aller Dinge“. Warum engagierst du dich bei dieser bundes-weiten Kampagne, die auch für mehr Opferschutz eintritt?

„Weil es meiner Überzeugung entspricht, die Schwachen zu stärken und sie gegen Unrecht zu verteidigen. Wer unverschuldet Opfer wird, benötigt Hilfe. Deshalb beteilige ich mich gern an der Kampagne und setze mich für mehr Zivilcourage in unserem Alltag ein.“

Frage 3: Als Trainer von Hannover 96 stehst du nicht nur im Rahmen deines Jobs in der Öffentlichkeit, sondern musst zusätzlich als Vorbild agie-ren. Musstest du im Rahmen deines Jobs oder im privaten Bereich schon einmal Zivilcourage zeigen?

„Ich kann mich an ein Jugendspiel vor längerer Zeit erinnern, bei dem es zu diskriminierenden, rassistischen Äußerungen einem farbigen Spieler gegenüber kam. Für uns alle, sowohl für meine und die gegnerische Mannschaft, war klar, dass wir nicht weiterspielen können. Entsprechend haben wir auf den Schiedsrichter eingewirkt. Es war ein starkes Gefühl, dass sich direkt eine ganze Gruppe solidarisch gezeigt hat, dass wir eben nicht mit Freude Fußball spielen können, wenn ein Mensch aus unserem Kreis rassistisch beleidigt wird. Der Täter durfte anschließend nicht mehr mitspielen. “

Michael Pientka

Polizeipräsident Polizeidirektion Braunschweig

Frage 1: Welche Bedeutung messen Sie der Goslarer Zivilcouragekampagne bei?

Die mehrfach prämierte GZK ist längst nicht mehr auf Goslar konzentriert, sondern strahlt mit großer Kraft inzwischen auf ganz Deutschland aus. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterstützen auf aussagestarken Plakaten mit ihrer Aufforderung zur Zivilcourage eine Kultur des Hinsehens.
Und diese gute Idee zeigt Wirkung, denn die Kampagne besteht nicht nur aus sehr attraktiv gestalteten Plakaten; ihre positive Wirkung konnte in einer Evaluation nachgewiesen werden.

Frage 2: Warum haben Sie das Statement: „Mit Achtsamkeit und ein wenig Mut - Zivilcourage!“ gewählt.

Zivilcourage ist ein großes, mächtiges Wort. Es sind jedoch die kleinen Dinge im täglichen Miteinander, um die es geht: Der Blick für den Mitmenschen, das Gespür, das uns sagt, „da stimmt etwas nicht“, und schließlich die Überwindung, sich einzumischen und im Zweifel per „110“ professionelle Hilfe herbeizuholen. Zivilcourage ist für mich daher vor allem die Achtsamkeit und ein wenig Mut, auch mit leeren Händen zu helfen.

Frage 3: Welchen Stellenwert haben für Sie Ehrungen von couragierten Bürger- innen und Bürger?

Ehrungen stellen die Person beispielgebend heraus. Die gute Tat wird noch einmal öffentlich. Gleichzeitig dankt die Öffentlichkeit den Gewürdigten für ihr couragiertes Tun. Und nicht zuletzt: Die Opfer rücken in den Blickpunkt. Sie werden allzu oft vergessen.

Martina Müller

Triple-Siegerin VfL Wolfsburg

Frage 1: Sie haben den Slogan „Wir alle gewinnen durch Zivilcourage“ gewählt – können Sie sich eine Gesellschaft ohne Zivilcourage vorstellen?

„Nein, weil jeder Bürger dafür verantwortlich ist, dass wir in einer friedlichen Gesellschaft leben können. Umso mehr wir wegschauen, umso häufiger und brutaler werden die Übergriffe.“

Frage 2: Genau wie im Fussball ist Zivilcourage eine Teamleitung – wie könnte man diese trainieren?

„Man kann nur immer wieder an die Menschen appellieren: wer weg schaut, macht  „indirekt“ mit.  Ich denke Prävention an Schulen ist sehr wichtig. Kinder/Jugendliche müssen auf Not- und Gefahrensituationen sensibilisiert werden.“

Frage 3: Sie zeigen ihr Gesicht für die Goslarer Zivilcouragekampagne – wieso entschlossen Sie sich daran teilzunehmen?

„Weil wir Bürger die Pflicht haben zu helfen – und wenn es „nur“ ein Anruf bei der Polizei ist. Wir dürfen nicht mehr wegschauen wenn Menschen in Not sind, sondern müssen im Rahmen unserer Möglichkeiten helfen.“

Daniel Keilwitz

Motorsportpilot

Frage 1: Warum findest du es wichtig, dich für Zivilcourage stark zu machen und Gesicht zu zeigen?

Wir leben in einem Land in dem Menschen unterschiedlichster Kulturen, Herkunft und Interessen miteinander leben. Toleranz und ein fairer Umgang miteinander ist Grundlage dafür, dass ein gutes und friedliches Zusammenleben stattfinden kann. Jeder einzelne muss bei sich beginnen und versuchen andere auch zu ermutigen nicht weg zu schauen, wenn jemand unterdrückt, schlecht behandelt oder gar durch Gewalt genötigt wird. Egal ob im Straßenverkehr, auf öffentlichen Plätzen, bei Veranstaltungen oder am Arbeitsplatz - es ist wichtig mit offenen Augen durchs Leben zu gehen und Problemen nicht immer auszuweichen. Vielleicht wäre man selbst in einer anderen Situation auch froh nicht alleine dazustehen und Hilfe zu bekommen.

Frage 2: Du hast unheimlich viel Mut als Rennfahrer; sollte man den auch bei Gewalttaten zeigen?

Mutig zu sein ist immer nur dann gut, wenn der Verstand ebenfalls eingeschaltet ist. Mut kann aus meiner Sicht viele Formen haben. Manchmal ist es wichtig intuitiv schnell einzugreifen und zu handeln, in anderen Fällen ist es wichtig den Mut zu haben Hilfe zu holen oder andere anzusprechen. Mut kann auch einfach sein eine Gegenposition zu Hetzparolen zu äußern oder im richtigen Moment zu deeskalieren. Die richtige Portion Mut und ein vorausschauendes Handeln zählt auf und abseits der Strecke.

Frage 3: Womit kann man besonders junge Menschen inspirieren, Zivilcourage zu zeigen?

Zum Beispiel Ihre Kampagne finde ich sehr gut: Viele Teenager und Jugendliche orientieren sich an Personen, die in der Öffentlichkeit stehen. Daher sind diese Kampagnen sinnvoll - natürlich muss die Aufmachung so sein, dass es auch den Medien und Kommunikationskanälen der jungen Zielgruppe entspricht. Generell kann jedoch jeder aus dem jeweilig nächsten Umfeld eines jungen Menschen diesen inspirieren indem er einfach dann Zivilcourage zeigt, wenn es gefordert ist.